
Studentische Theatergruppe Frankfurt am Main
Workshops 2019 und 2020
Nach König Nicolo haben wir einige Workshops angeboten, in denen wir die Möglichkeiten des Theaters erprobt und kollektives Arbeiten und Inszenieren versucht haben.
05.12.19 Tanz
Mit einiger Erfahrung im Bereich des zeitgenössischen Tanzes und der Tanzpädagogik hat uns Anna Bolender angeleitet, eine Tanzimprovisation zu versuchen. Für das Einfinden in die Methoden des zeitgenössischen Tanzes haben wir das Contraction/Release Prinzip von Martha Graham und das Erkunden des Körperumraums nach Laban versucht. Wir haben Übungen gemacht und eine Gruppenchoreographie einstudiert.
"Ihr wißt, wie es mit Masken ist. Denkt euch, ihr spielt ein Spiel, in dem keiner die Maske kennt, die er aufhat, Wie soll er nun erkennen, wen er darstellt. Nur aus dem Verhalten der andern erkennt er, wer er ist. Zunächst passen seine Bewegungen zu ihm, aber nicht zu der Maske. Er selber aber ist nicht. Bald seht ihr seine Bewegungen so werden, daß sie zu der Maske passen. So entsteht er"
(Brecht, Bertolt: Aus Nichts wird Nichts, B27, in: Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei: Bertolt Brecht Stücke 10 (Bertolt Brecht. Werke), Frankfurt 1997)
Dieses Zitat aus dem Fragment Brechts diente als Inspiration, ein zweistündiges Spiel mit Masken anzubieten. Die Teilnehmenden sollten versuchen, einander im Spiel zu erkennen, durch die Improvisation mit den anderen. Die Schwierigkeit bestand darin, dass niemand seine eigene Rolle kannte und sich erst Stück für Stück darin einfinden konnte.
Der zweite Teil des Workshops widmete sich der Musik und ihrer Wirkung. Wir haben dazu die technischen Möglichkeiten der Probebühne des Frankfurter Instituts für Theaterwissenschaft verwendet. Wieder selbstständig in Kleingruppen arbeitend wurden kurze Szenen entwickelt und in ihrer Atmosphäre mittels Musik verändert.
28.11.19 Masken/Musik
12.12.19 Raumkonzepte
In diesem Workshop ging es darum, unterschiedliche Raumkonzepte kennenzulernen und zu erproben. Ziel war es, eine Alternative zu der frontalen Guckkastenbühne zu erproben. Wir bildeten kleine Gruppen, denen jeweils ein Bühnenschema (Arena, Ecke, Laufsteg, keine Festen Plätze für das Publikum usw...) und eine kleine, gemeinfreie Szene (Molière, Schiller, Pirandelli, Shakespeare usw...) in die Hand gegeben wurde. Dann hatten die Gruppen Zeit, eine Inszenierung zu versuchen. Diese haben wir uns am Ende gegenseitig vorgestellt und die jeweilige Wirkung, sowie Vor- und Nachteile der Bühnensituation besprochen.
19.12.19 Lehrstücke
Nach einer tieferen Auseinandersetzung mit Rainer Steinwegs Lehrstücktheorie, die ihrerseits auf Brecht basiert, haben wir einen Lehrstück-Workshop angeboten. Wir nahmen eine kleine Szene, die wir mehrfach mit wechselnden Rollen spielten. Danach haben wir lange und kritisch über das Lehrstück, seine Berechtigung und seine Wirkung gesprochen. Schnell entwickelte sich auch eine Debatte über soziale Missstände, ein interessanter Nebeneffekt des Lehrstückes, bei dem eine Person den Schwachen spielte und zwei die Starken. (Steinweg, Rainer: Lehrstück und episches Theater : Brechts Theorie und die theaterpädagogische Praxis, Frankfurt am Main 1995)
31.01.20 Inszenierung von Material
Zum Einstieg in das neue Thema rund um "Wahnsinn" haben wir unzählige Szenen, Novellen, Musiktexte, Sentenzen, Comics, Filmbilder, Manifeste und historische sowie soziologische Texte gesammelt und von Einzelpersonen auswählen und inszenieren lassen. Begleitet wurden diese Inszenierungsaufgaben von einem ausführlichen Gruppengespräch über Assoziationen mit und die Problematik des Begriffes "Wahnsinn". Der Workshop wurde am 03.03.21 weitergeführt.
03.03.20 Tanz 2/ Inszenierung von Material
Auch hier versuchten wir uns an einer Tanzimprovisation, allerdings etwas anders als beim ersten Mal. Aus den beim ersten Tanzworkshop kennengelernten Methoden und weiteren Kontaktimprovisationen zu zweit wie in der Gruppe entstand im 2. Workshop eine fragmentarische Mini-Choreographie, die sich collagenhaft mit dem Thema Abstoßung auseinandersetzte.
Für die inszenatorische Arbeit mit dem Material haben wir wieder auf eine liebevoll zusammengetragene, umfassende Sammlung zurückgegriffen. Diesmal wurden Szenen in Gruppen inszeniert. Ein historischer Text, ein Theaterstück und ein Roman wurden dafür in Szene gesetzt.